Maker Spaces

Maker Spaces! – offene Kreativitätsangebote in Bibliotheken 

Maker Spaces – zu deutsch ‚Kreativwerkstätten‘ – sind seit einigen Jahren Teil der offenen Angebotsformate in der (kulturellen) Bildungslandschaft, ihr Schwerpunkt liegt auf Innovation und Kreativität. Konkret lassen sie sich als Räume beschreiben, „die beispielsweise Technologien oder Geräte, wie Laser-Cutter und 3-D-Drucker, bereitstellen, die zum Ausprobieren neuer Ideen einladen.” (Rat für Kulturelle Bildung 2018, S. 27).  

Diese noch vergleichsweise neue Art der Angebote werden zunehmend auch für kommunale Bildungseinrichtungen wie Bibliotheken relevant (vgl. Santos et. al. 2021, S. 48). Im Jahr 2018 planten gut die Hälfte der vom Rat für Kulturelle Bildung befragten Großstadtbibliotheken die Einrichtung eines Maker Spaces (vgl. 2018, S. 26). Jedoch bildeten zu diesem Zeitpunkt Maker Spaces mit digitalen Geräten die Ausnahme in kleinen Bibliotheken (vgl. ebd., S. 27). Maker Spaces stellen gerade im Hinblick auf die Demokratisierung von Innovation und die Möglichkeiten von kollaborativem und kreativem Lernen eine potenzielle Bereicherung für öffentliche Bildungsorte wie Bibliotheken und deren Nutzer*innen dar (vgl.  Santos et. al. 2021, S. 48). 

 

How to Maker Space ? – über die Umsetzung eines neuen Angebotsformats 

BiDiPeri sprach mit Christiane Bornett, Leiterin der Humboldt-Bibliothek in Berlin und Expertin für Maker Spaces, um mehr über die gelungene Gestaltung von Maker Spaces zu erfahren.  

Ziel/Konzept                                                                                                                                                                                                         

Maker Spaces leben von einem partizipativen Austausch, bei dem die Nutzer*innen an der Angebotsgestaltung aktiv teilhaben. Durch das Einbringen der eigenen Interessen und die Weitergabe von Kompetenzen kann sich sowohl die Zusammenarbeit als auch das Angebot stetig weiterentwickeln. Innovation steht hier im Zentrum des Geschehens, es sollte also Teil der Zielorientierung sein, nicht nur praktische Dienstleistungsangebote zu machen, sondern auch etwas Neues zeigen zu können. Maker Spaces sind Orte des Ausprobierens, Testens, Kombinierens und Weiterentwickelns. 

Angebotsgestaltung                                                                                                                                                                                              

Die Basis für einen gelungenen Maker Space ist die Angebotsgestaltung, diese sollte regelmäßig stattfinden und offen (also für alle Personen und Zwecke) zugänglich sein.  Idealerweise ist ein Maker Space Angebot beständig und kontinuierlich, je nach örtlichen Gegebenheiten kann es zu Anfang jedoch schwer sein einen ganzen Raum auszustatten oder überhaupt einen Raum dauerhaft zu stellen. Insofern ist es auch möglich zunächst mit wiederkehrenden tagesbasierten Angeboten zu starten, bevor eine Verstetigung in Angriff genommen wird. Es ist erfahrungsgemäß Laufkundschaft, die die Maker Spaces nutzt und so zu beständigen Kund*innen wird. Auch Angebote im öffentlichen Raum in Kooperation mit anderen kommunalen Einrichtungen oder ausleihbare Maker-Space- und Didaktikpakete für Schulen oder Privatpersonen sind denkbar. Wichtig ist auch die Abgrenzung des eigenen Angebots zu denen anderer lokaler Träger wie z.B. Schulen, Museen oder Volkshochschulen 

 

Räume & Ausstattung                                                                                                                                                                                    

Gerade in kleineren Bibliotheken herrscht oft Platzmangel, deshalb sollte bei der Auswahl der Möbel und Räumlichkeiten des Maker Spaces auf Mobilität und Flexibilität geachtet werden. Gleichzeitig sollte der Maker Space in der Bibliothek präsent und sichtbar sein, auch wenn er z.B. nur jeden zweiten Donnerstag im Rahmen eines Maker Tages aufgebaut wird. Der Ausstattung des Maker Spaces sind im Prinzip keine Grenzen gesetzt, sie kann digitale (Multi-)funktionstools (z.B. Tablets, 3D-Drucker, (Lern-)Roboter wie Blubot, Spheroball, Dash oder Beebot) genauso wie nützliche Alltagsgeräte (z.B. Nähmaschinen, Werkzeug, Diadigitalisierung) oder Content Creation Tools (z.B. Kameras, Greenscreen, Ringlichter, Stative, Verarbeitungssoftware) enthalten. Es ist jedoch empfehlenswert bei der Auswahl der Gegenstände auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit zu achten und dabei die eigenen Personalressourcen und die Bedürfnisse der Zielgruppe im Blick zu behalten.  

 

Aufbau & Kooperation    

Die Initialisierung eines Maker Space kann auch zunächst aus Projektgeldern entstehen, auch wenn das Ziel sein sollte, ein beständiges Angebot zu schaffen. Hilfreich sind auch Expert*innen, die den Entstehungsprozess begleiten und z.B. dabei unterstützen die Zielausrichtung immer wieder zu überprüfen. Zwar benötigt der Maker Space keine permanente personelle Betreuung, dennoch kann es förderlich sein, wenn für die Anleitung zur Benutzung des Maker Spaces oder bei gesonderten Veranstaltungen zusätzliche Hilfe gewonnen wird. Motivierte und informierte Mitarbeitende kann man oft aus der Kundschaft selbst gewinnen und über Honorargelder bezahlen, alternativ bieten sich auch Kooperationen mit Ehrenamtsbüros, Schulen oder Universitäten an. Auch ausgelegte Anleitungen in Text oder als Video (per QR-Code) bieten sich an, um den Besucher*innen den Einstieg in den Maker Space zu erleichtern.  

 

Haltungen/Professionalität im Team      

Maker Spaces sind für gewöhnlich nicht nur für die Kund*innen, sondern auch für das Team einer Bibliothek neu. Die Tools können zunächst befremdlich, komplex und aufwändig wirken. Deshalb ist es wichtig Geduld zu beweisen und allen die Zeit und den Raum zu geben sich mit den Angeboten und Geräten vertraut zu machen. Um Berührungsängste im Team abzubauen, ist es mitunter hilfreich, Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben neue Anschaffungen zunächst in Ruhe (ggfls. auch Zuhause) auszuprobieren, bevor konkrete Angebote damit geplant werden. Insgesamt ist Technikkompetenz nicht so entscheidend wie die Fähigkeit sich auf Neues einzulassen und mit Neugier, Spaß und Flexibilität an das Ungewohnte heranzugehen. Oft reichen erste Grundkenntnisse über die angeschafften Geräte aus, um Angebote zu starten. Scheitern und Fehler sind Teil des Prozesses und sollten genauso eingeplant werden wie das Gelingen. Die Devise eines gelungenen Maker Spaces lautet vielmehr kreatives und praktisches Probieren statt theoretisches Studieren.  

Quellen:  

Rat für Kulturelle Bildung (2018): Bibliotheken/Digitalisierung/Kulturelle Bildung. Horizont 2018. Essen. Selbstverlag. 

Santos, A. F./ Barber, D./ Harris, M. / Haymore, J.  (2021). What Can Universities Learn From Organizational Creative Space Design Research? A Look at Maker Spaces. In: Journal of higher education theory and practice, Vol.21 (6), S.47-62.