Gaming in der Stadtbibliothek Ludwigshafen

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Zielgruppe: Jugendliche und junge Erwachsene

Ausstattung: 1 Raum mit 5 Gaming PCs, 6 Konsolen 

Zeitraum: Beginn 2017 und laufend

 

 

In der Stadtbibliothek Ludwigshafen haben Jugendliche ab 12 Jahren die Möglichkeit, in einem eigenen, geschützten Raum, gemeinsam oder alleine, in ihrer Freizeit Videospiele auf Gaming-PCs oder Konsolen zu spielen.

Gaming, also das Spielen von Videospielen, gehört heute fest zum Lebensalltag und der Kultur junger Menschen. Eine gemeinsame Leidenschaft, durch die nicht selten auch Freundschaften entstehen. Nicht alle Jugendlichen haben jedoch zu Hause einen Zugang dazu: Videospiele, PCs und Konsolen sind oft teuer und so nicht für alle Familien einfach finanzierbar. Manchmal scheitert es auch einfach am Platz oder der Möglichkeit, gemeinsam zu Hause zu spielen. Egal ob analoge Spiele oder digitale – der Spieltrieb ist in jedem Menschen verankert und kann dazu beitragen, Fähigkeiten und Kompetenzen zu festigen und/oder auszubauen. Ebenso bietet Spielen eine Form der Zerstreuung und eine Möglichkeit zum Stressabbau. Entspannung und Unterhaltung im Alltag ermöglichen es Menschen jeden Alters, ihre Work- (oder Study-) Life-Balance aufrecht erhalten zu können.

Mit dem Angebot eines Gaming-Raumes schafft die Bibliothek Chancengleichheit und bietet einen Platz, an dem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, gemeinsam oder alleine, gamen können.

Wichtig ist hierbei auch eine altersgerechte Gaming-Umgebung. Dies wird dadurch gewährleistet, dass der Raum erst ab 12 Jahren betreten werden darf und nur Spiele gespielt werden, die dem Alter angemessen sind. Bevor der Zugang zum Raum gestattet wird, geben die Spielenden ihren Bibliotheksausweis an der Information ab. Neben dem Alter wird dabei dem Bibliotheksprofil der Spielenden entnommen, ob die Eltern dem Spielen zugestimmt oder gewisse Zeiten festgelegt haben, ob am gleichen Tag schon gespielt wurde oder ob bspw. eine Gaming-Sperre vorliegt. Passt alles, bekommen sie im Anschluss einen Controller, das gewünschte Konsolenspiel oder einfach einen Platz am PC zugewiesen. Es können bis zu acht Leute gleichzeitig im Gaming-Raum für bis zu zwei Stunden am Tag spielen. Das Personal sorgt für eine angemessene (inhaltlich und altersgemäß) und aktuelle Spiele-Auswahl, aus der sich die Spielenden etwas, für sie passendes, aussuchen können. Absolute Publikumslieblinge bleiben jedoch FIFA, Minecraft, Mario Kart und Super Smash Bros. 

Zu Beginn des Projektes hat sich das Bibliotheksteam Regeln überlegt, die im Gaming-Raum eingehalten werden müssen. Anfangs war unklar, ob die Spielenden mit Regeln zurechtkommen würden, oder ob es viel Diskussion zu Regeln wie z.B. „Keine Zuschauer*innen im Raum erlaubt – nur Spielende dürfen eintreten“ geben würde. Doch die Jugendlichen haben die Regeln schnell akzeptiert und auch den Sinn dahinter gesehen bzw. verstanden. Sie fanden es wichtig, dass es klare Richtlinien gibt, von denen sie selbst auch profitieren, da sie so z.B. zu mehr „Quality time“ beim Spielen mit Freund*innen kommen. Keine Zuschauer*innen im Raum ergibt auch keine Einmischung von Außenstehenden beim Spielen; also mehr ununterbrochene Zeit, das Spiel so zu spielen, wie man es selbst am liebsten hat. „Kein Essen und keine Getränke im Raum“, ist eine wichtige Regel, um das Equipment nicht zu beschädigen oder zu verschmutzen. Spielende möchten ungerne eine klebrige Tastatur anfassen müssen. Falls doch mal gegen eine Regel verstoßen wird, gibt es klar kommunizierte Konsequenzen. Der erste Regelverstoß schließt die Person für einen Tag aus dem Gaming-Raum aus. Beim zweiten Regelverstoß darf die Person erst nach einer Woche wieder zurückkommen und beim Dritten dann entsprechend nach einem Monat. Die Durchsetzung dieser Konsequenzen sorgt für eine Sensibilisierung bezüglich der Regeln. Durch den so festgelegten Rahmen können sich auch unterschiedliche Spieler*innen und Freundesgruppen gemeinsam im Raum arrangieren.

Da das gemeinsame Spielen bei vielen im Vordergrund steht, wurden mit Hilfe des Bibliothekspersonals und Ehrenamtlichen mehrere Gaming-Clubs ins Leben gerufen. Unter anderem gibt es einen betreuten Gaming-Club für Kinder zwischen acht und 12 Jahren, bei dem sie exklusiven Zugang zum Raum erhalten. Außerdem gibt es einen Club, der sich mit sogenannten Serious Games beschäftigt, also solchen Spielen, die neben Unterhaltung auch Wissen oder ernste Themen vermitteln. So setzten sich die Club-Mitglieder mit politischen Themen auseinander und diskutieren gemeinsam darüber. Da kann es z.B. um psychische Gesundheit, Datensicherheit und LGBTQ+-Themen gehen. Dieser Club ist besonders beliebt bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der Wunsch, sich in einer sicheren Umgebung zu politischen Themen auszutauschen, ist sehr groß. Je mehr sich die Gruppe kennenlernt und sich gegenseitig vertraut, desto angenehmer ist die Umgebung für die Spielenden, um verschiedene Themen zu besprechen und sich auszutauschen. Doch nicht immer muss Spielen zu tiefgehenden Unterhaltungen führen. Der „BibZockt“-Club beispielsweise testet einfach jede Woche neue Spiele, schaut gemeinsam Streaming-Events wie z.B. die E3 Ankündigungen und Nintendo Direct.

Gaming ist ein sehr umfangreiches und vielschichtiges Thema. Man kann bereits mit wenigen Mitteln eine passende Umgebung für junge Menschen schaffen. Beispielsweise, indem man einfach den Raum und die Möglichkeiten zum Spielen bietet. Wer jedoch aktiver in diesem Bereich werden möchte, sollte sich auch dauerhaft mit der Gaming-Community und ihren Wünschen, Entwicklungen und Ideen befassen. Diese Wünsche können sehr unterschiedlich sein und müssen nicht alle sofort oder dauerhaft in der Bibliothek erfüllt werden. Turniere sind z.B. eine tolle Möglichkeit, um die eigenen Fähigkeiten in einem Spiel unter Beweis zu stellen und können gut als besonderes Event (z.B. halbjährlich) angeboten werden.

Es ist übrigens nicht unbedingt nötig, dass alle Clubs und Events vom Personal alleine betreut werden. Die Spielenden sind oft selbst sehr interessiert daran, für ihre Freunde aktiv zu werden und die Organisation von Clubs oder Turnieren zu übernehmen. Solange das Personal ehrliches Interesse an Gaming zeigt, nehmen sich Spielende gerne die Zeit mit ihnen über ihre Lieblingsthemen zu sprechen. Von anderen Menschen (und dann auch noch vom Personal in einer Bibliothek) ernst genommen zu werden, ist eine sehr emotionale und bestärkende Situation für junge Menschen. Gemeinsam mit der Community lassen sich die besten Angebote aufbauen und umsetzen. Eine weitere Möglichkeit, das Gaming-Angebot professionell zu erweitern, ist die Kooperation mit e-sport Vereinen in der Umgebung. Die Stadtbibliothek Ludwigshafen hat z.B. einige erfolgreiche „League of legends“- und „Super Smash Bros“-Turniere mit dem e-sport Verein Sandhausen in der Bibliothek veranstaltet.

Das Gaming-Angebot in der Bibliothek muss nicht auf Anhieb perfekt sein. Es gibt immer Raum für Verbesserungen oder Erweiterungen. Wichtig ist es, offen zu bleiben und sich an die Community vor Ort und ihre Besonderheiten anzupassen.