Partnerbibliothek

Altdorf

 

Stadtbücherei Altdorf bei Nürnberg

Interview mit der Leiterin Frau Christina Grosch-Steichele 

durchgeführt am 30.03.2023 von Isa Sprethuber, wissenschaftliche Mitarbeiterin im BiDiPeri Projekt 

Die Stadtbücherei Altdorf bietet den 16.000 Einwohner*innen der Stadt Altdorf ebenso wie den Leser*innen aus der näheren Umgebung eine moderne, vielseitig ausgestattete Bücherei auf 641 Quadratmetern. 
Die Bestandsgröße umfasst derzeit etwas mehr als 21.000 physische Medien. Dazu kommt ein Bestand von circa 13.000 e-Books. Eine große Auswahl an Filmen und Musik gibt es für unsere Kund*innen über unsere beiden Streamingdienste. Zum Büchereiteam gehören 5 fest angestellte Mitarbeiterinnen. 

Wie wird die Bibliothek von den Besucher*innen genutzt?  

Wir sind 2023 in das erfolgreichste Jahr gestartet, das wir je hatten. Die Ausleihe hat um ca. 30% zugenommen im Verhältnis zum Vorjahr. Seit Anfang Januar bis Ende März gab es bereits 180 Neuanmeldungen. Zum Vergleich: Im letzten Jahr gab es insgesamt nur knapp 300 Anmeldungen. Wir sind sehr zufrieden, wie die Bücherei momentan angenommen wird.  Die klassische Ausleihe steht natürlich noch stark im Fokus und ich habe das Gefühl, dass das an den stark gestiegenen Lebenshaltungskosten liegt. Mehr Leute überlegen, wo man sparen kann, man kauft nicht mehr alles, man leiht es in der Bibliothek aus.  

Ansonsten wird die Bücherei insgesamt als Raum wahrgenommen, in dem man sich einfach aufhalten kann. Es kommen zum Beispiel immer mehr Leute, um in Ruhe zu arbeiten. Oder Eltern spielen mit ihren Kindern, es wird Kaffee getrunken, an unseren PCs wird gearbeitet. Viele Leute haben gar keinen Leseausweis bei uns und sind trotzdem jeden Tag da. Also es ist einfach total schön bei uns, es ist gerade immer Leben in der Bude.    

Was ist das Selbstverständnis der Bibliothek? Wofür möchte die Bibliothek stehen?  

Unser Selbstverständnis ist, dass wir ein Ort für alle sein wollen. Also für jede*n Bürger*in von Altdorf. Mit dem Aspekt, dass man sich bei uns aufhalten kann ohne Kaufzwang, ohne dass man einer Werbung ausgesetzt ist, ohne dass man da irgendwas machen muss. Man kann einfach hier sein. Wir verstehen uns auch als nachhaltige Einrichtung. Ausleihen ist nachhaltiger als sich immer alles zu kaufen und es dann ein paar Jahre später wieder wegzugeben. Wir verstehen uns auch als Begegnungsort und wir tun auch viel dafür, dass Veranstaltungen bei uns stattfinden, die vielleicht auch ein bisschen unüblich sind. Wir hatten jetzt im Februar eine Kleidertauschbörse, es war total schön, das Alter war von 16 bis 80 Jahren. Das sowas passiert bei uns, finden wir gut und ich glaube unsere Kund*innen und Bürger*innen finden das auch gut.  

Welche Impulse, die das BiDiPeri Projekt gegeben hat, waren besonders wichtig?  

Die Erweiterung unseres technischen Angebots und das Wissen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, das wurde uns durch BiDiPeri mehr bewusst. Ich bin kein Digital Native, da waren viele Sachen dabei, die ich vorher so nicht gekannt habe. Das waren für mich gute Einblicke, was eben schon in der Technik möglich ist. Es ist wichtig, dass wir zukunftsfähig bleiben. Wir freuen uns jetzt auf regelmäßige Angebote und Möglichkeiten, das jetzt alles anzubieten.  

Wo sehen Sie Ihre Bibliothek in der Zukunft?   

Hoffentlich immer noch als Ort, wohin viele Menschen kommen, um ihn einfach zu genießen. Allein schon durch unseren Raum bedingt und durch die Möglichkeiten, die wir haben in Bezug auf Veranstaltungen sehe ich die Bücherei als zukunftsfähig an. Durch unsere Zusammenarbeit mit der Grundschule kennt uns jedes Kind, das in Altdorf in die Schule geht und will auch gerne hier sein. Das merken wir jeden Tag. Deswegen denke ich auch, dass wir dadurch schon einen Grundstein für die Zukunft gelegt haben, die Bücherei als einen Ort zu gestalten, an dem die Kinder einfach gerne sind, den sie mit positiven Erlebnissen verbinden. Deswegen denke ich, sind wir zukunftsfähig.  

Wo sehen Sie Bibliotheken als Institution in der Zukunft?  

Ich denke, Bücher werden nie ihre Bedeutung verlieren, die Bücherei war den Menschen schon immer wichtig. Ich glaube, das wird auch so bleiben. Bibliotheken dürfen einfach den Anschluss an die Zeit nicht verpassen. Das ist total wichtig. Immer wieder Angebote für ihre Kund*innen haben, eben auch digitale Angebote. Aber das Buch ist nach wie vor wichtig und das wird es auch bleiben.  

Ich kann nur alle Kolleg*innen aus Büchereien ermuntern, einfach an ihre Arbeit zu glauben. Das ist total wichtig. Lesen ist der Schlüssel zu allem. Wenn wir den Grundstein schon legen bei den Kindern, dann ist viel gewonnen für uns und für die Gesellschaft.